C. Sonderfälle von A
Berufskrankheiten – Übersicht A-Z
A wie Arsen
Arsen kommt lt. Merkblatt des BMA in verschiedenen Mineralien, wie Arsenkies und als Begleiter anderer Mineralien wie Zinkblende oder Eisenkies (Schwefelkies), zuweilen gediegen als Scherbenkobalt vor. Arsen ist seinen Verbindungen drei- oder fünfwertig. Bedeutsame Verbindungen des dreiwertigen Arsens sind Arsentrioxyd und die arsenige Säure mit ihren Salzen (Arsenite), des fünfwertigen Arsens die Arsensäure und deren Salze, die Arsenate. Alle – auch die organischen – Verbindungen des Arsens sind gesundheitsgefährdend, ausgenommen die Arsensulfide, sofern diese nicht mit anderen Arsenverbindungen verunreinigt sind. Gefahrenquellen sind unter anderem die Verhüttung und das Rösten arsenhaltiger Mineralien, Herstellung von Arsenik, arsenhaltigen Farben und Anstrichmitteln (Schiffsbodenanstrich). Dies gilt auch für Gerbereien, Kürschnereien (Beizmittel), zoologische Handlungen und für die Herstellung und Verwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln, wenn diese arsenhaltig sind. Arsenwasserstoff ist in reinem Zustand ein farb- und geruchloses, brennbares, sehr giftiges Gas, das sich bei Einwirkung von Wasser oder Säuren auf Arsenide (wie Zink-, Calciumarsenid) oder von Wasserstoff in statu nascendi auf Arsenverbindung bilden kann. Arsenwasserstoff riecht infolge von Verunreinigung oft wie Knoblauch. Arsentrichlorid ist eine farblose, ölige an der Luft rauchende Flüssigkeit, die zum Beizen und Brünieren von Metallen verwendet wird. Im Zusammenhang mit Arsenbelastungen sind Fälle mit Karzinomen, insbesondere an Atmungsorganen, Leber und Haut beschrieben worden. Die Einwirkungen höherer Dosen von Arsenwasserstoff verursacht Atemnot, Blausucht sowie Entleerung roten bis schwarz gefärbten Urins usw. Zu erwähnen sind Einwirkungen durch Absetzen der Spritzbrühe zur Schädlingsbekämpfung im Weinbergbau, beim Spritzen selbst, bei Arbeiten in den mit Arsen bespritzten Weinbergen oder durch Berührung von arsenbespritztem Weinbergslaub. Typischerweise waren offenbar die Belastungen früher erheblich höher als in der Zeit ab 1960.
Tip: Eine Mindestzeit der Einwirkung von 12 Monaten darf die Berufsgenossenschaft nicht fordern, wenn die Exposition erheblich ist.
Bei Entwicklung einer Arsenkrankheit soll auch eine Leberschädigung bzw. Vergrößerung eintreten. Zielorgane der kanzerogenen Stoffe sind die Haut, Lunge, Leber (Angiosarkom). Auf dem Blutwege soll Arsen und damit in sämtlichen Organen Krebs erzeugen können. Die Rede ist dabei auch von Bauchspeicheldrüsenkrebs.
A wie Asbest
Fall: Eine Asbestisolierfirma im Ruhrgebiet hat es bei einer Durchschnittsbelegschaft von 50 Beschäftigten inzwischen auf mehr als 50 berufsgenossenschaftlich anerkannte Asbesttodesfälle gebracht, wie die Tagespresse berichtete. Es handelte sich insbesondere um tödliche Asbestosen sowie Asbestlungenkrebsfälle und Asbestmesotheliomkrebsfälle. Ein Plasmozytom wurde ebenfalls anerkannt, allerdings unter anderem Vorzeichen, angeblich allein auf Benzolbasis entstanden. Kehlkopfkrebsfälle mögen ebenfalls vorgekommen sein. Ehefrauen und ein Kind der Beschäftigten erkrankten ebenfalls an Asbestkrebs. Die Ehefrauen hatten die Arbeitskleidung ihrer Männer jahrelang zu Hause gereinigt und ausgebürstet. Der Sohn hatte als 12-Jähriger seinen Vater am Arbeitsplatz besucht.
Beim Asbestspritzen, daß seinerzeit noch nicht verboten war, fielen etwa eine Milliarde Asbestfasern pro Kubikmeter Atemluft an, den der Asbestisolierer in einer Stunde ventiliert bzw. umsetzt. 40 Millionen Asbestfasern pro Kubikmeter Atemluft mögen beim Ausklopfen der Arbeitskleidung angefallen sein. In der Fertigungshalle, in der Asbestmatten genäht wurden, ergaben sich nach berufsgenossenschaftlicher Messung aus den 60-iger Jahren zu urteilen extreme Asbestfaserwerte. Während die Asbestwerker vielfach an der Asbeststaublunge versterben, zeigen Fälle von Familienangehörigen der Asbestwerker, daß diese nicht unbedingt eine Asbeststaublunge entwickeln, sondern sogleich einen Asbestkrebs (Asbestmesotheliom). In einer Familie, deren Familienvater bei der genannten Firma arbeitete, erkrankte der Familienvater an einer Asbestose und verstarb daran, während die Ehefrau und der Sohn ca. 30 Jahre später an einem Asbestmesotheliom der Pleura erkrankten und verstarben.
Hinweis: Die Dunkelziffer nicht erkannter Asbestkrebsfälle ist hoch. Die Asbestkrebsfälle werden ebenso wenig von Amts wegen ermittelt wie andere typische Berufskrebsfälle.
Bislang hat das Bundessozialgericht den Versicherungsschutz für die selbst asbestkrebsgeschädigten Ehefrauen versagt mit der überraschenden Begründung, bei dem Haushaltskontakt (Reinigung der Arbeitskleidung der Ehemänner) würde es sich der „Handlungstendenz“ nach um eine rein privatwirtschaftliche Angelegenheit der Familie handeln. Im Fall des geschädigten Sohnes konnte eine Einmalzahlung der Berufsgenossenschaft ausdrücklich unter dem Vorbehalt „ohne Anerkennung einer Rechtspflicht“ von DM 350.000,– erreicht werden. Hinsichtlich der Asbestfälle wird auf den Abschnitt „häufiger vorkommende Berufskrankheiten“ Bezug genommen und auf die Ausführungen „Berufskrankheit wie ein Versicherter“.
Vorsicht: Asbestkrebsfälle wie das Asbestpleuramesotheliom können durch wenige Tage beruflicher Asbestbelastung, die 40 Jahre zurückliegen mögen, verursacht sein.
Man weiß dies von Asbestmattennäherinnen, die nur kurze Zeit eingesetzt wurden. Für das Asbestmesotheliom ist hierzulande keine andere Ursache ersichtlich als der Asbest.
Hinweis: Bei Türken, die im Heimatland etwa in Kappadokien durch die Umgebungsluft asbest-gefährdet waren (die Frauen in dieser Gegend werden nicht gern geheiratet, weil diese jung sterben sollen), wenden die Berufsgenossenschaften nicht selten diesen Heimatkontakt ein, statt zu berücksichtigen, daß diese Türken ebenfalls in Deutschland bei ihrer Arbeit etwa in der Bauindustrie ebenfalls asbestgefährdet waren. Beim Trennschleifen von Asbestzement etwa werden ca. 100 Millionen Asbestfasern pro Kubikmeter Atemluft freigesetzt
Umstritten ist überdies, wie man eine Asbestose feststellt und ob dieserhalb eine Asbestkörperchenzählung unabdingbar ist, insbesondere bei der Minimalasbestose in Verbindung mit Lungenkrebs. Hierzu gibt es unterschiedliche Urteile.
Tip: Im Falle eines Lungenkrebs nach Asbesteinwirkung beruflicher Art sollten Sie gegen den Ablehnungsbescheid der Berufsgenossenschaft Widerspruch einlegen.
Nicht selten ergibt sich im Verfahren ein anderes Bild, weshalb dann die Berufsgenossenschaft anerkennen muß. Die Anspruchsvoraussetzung der sogenannten 25 Asbestfaserjahre, wenn also beim Lungenkrebs nicht zugleich eine Asbestose feststellbar ist, kann im Ernstfall bereits nach wenigen Monaten Asbestbelastung erfüllt sein. Der Weißasbest, der zu 90 % in der Industrie Verwendung fand, zerfällt in Elementarfibrillen und ist deshalb später oft nicht mehr nachweisbar. Man spricht dieserhalb von einem Fahrerfluchtphänomen. Sarkastisch hat ein Krebsforscher in diesem Zusammenhang zu der berufsgenossenschaftlichen Suche nach Asbest in der Lunge 30 Jahre nach der Exposition empfohlen, der Betroffene sollte vor der Obduktion noch einmal Asbest inhalieren. Man finde doch nur eine frische Exposition und nicht die damaligen Verhältnisse.
Anmerkung: Bei einer beruflichen Lärmschwerhörigkeit sucht man in der Tat Jahrzehnte später auch nicht etwa noch vorhandenem Arbeitslärm in den Ohren des Betroffenen.
Die Mißhelligkeiten, denen die Betroffenen ausgesetzt sind, lassen nichts aus, wenn man die Praxis betrachtet.
A wie Asbestwarzen
Ein Hinweis auf sogenannte Asbestwarzen fand sich in den alten Merkblättern zu den damaligen Nummern. 30/31 der Berufskrankheitenliste betreffend die Asbesterkrankung.
Atemstraße (bzgl. Atemwegserkrankungen)
Augenzittern der Bergleute
Auslegung